Der 16. Tag
Salamanca (Spanien), den 26.9.84
Die Sonne scheint. Ich sitze im Park von Salamanca und lasse die letzten Tage Revue passieren. Als ich vor einigen Tagen an der Avenida Diagonal in Barcelona stehe und mal wieder meinen Daumen in den Wind halte, treffe ich auf einen Tramper, der ziemlich deutsch aussieht.
Tatsächlich entpuppt sich das Bürschchen als augsburger Psychologiestudent. Sein Name ist Peter. Das einzige, was ich bis dahin von Augsburg kannte, war die Augsburger Puppenkiste. Aber diese Wissenslücke sollte sich bei mir bald, dank der werten Mitarbeit von Peter, schließen.
Wir haben uns dann zusammengetan, sozusagen als Zweckgemeinschaft, die den gleichen Weg hat und sind seit Barcelona zusammen getrampt. Peter wurde so etwas wie mein Mentor. Seine Spanischkenntnisse halfen uns enorm weiter. Ich habe viel von ihm gelernt, vor allem was Mädchen betrifft. Von „Calatajud“ aus sind wir mit dem Zug gefahren, denn in dieser Gegend (ca. 250 Kilometer von Madrid entfernt) sollte es nichts außer Kakerlaken und gleißender Sonne geben, von freundlichen und mitnahmebereiten Autofahrern ganz zu schweigen.
Ein bisschen wirkte das Nest, wie diese verlassenen Goldgräberstädte im Wilden Westen von Amerika, wo diese runden Wattebäuschchen durch die leeren sandigen Straßen wehen und die halb ausgehängte Saloontür im Wind hin und her knarrt. Jeden Augenblick erwartete man irgendwie, dass gleich John Wayne auftaucht und mit einer abgesägten Schrotflinte losballern würde.
Wir hatten uns dann entschieden den nächsten Zug zu nehmen, der kommen würde. Leider fuhr der erst am nächsten Tag! Dafür aber war es der zweitschnellste Zug von ganz Spanien und hatte nur etwa 2,5 Stunden Verspätung. Der hochmoderne und riesige Zug (ganze zwei Wagen lang!) konnte mit Holzbänken aufwarten und brauchte für ca. 300 Kilometer nur etwa 7 Stunden!