Das „Fire Phone“

Gestern abend präsentierte Jeff Bezos, der CEO von Amazon, das neueste Hightec -Produkt des größten Onlinekaufhauses der Welt: das „Fire Phone“

Warum steigt Amazon in das Smartphonegeschäft ein? Natürlich nicht in erster Linie um Smartphones zu verkaufen, sondern um über das Smartphone seine Produkte (ebooks, Filme, Musik etc) zu verkaufen. Genau wie das bereits mit den Tablets der Firma funktioniert. Ein Smartphone, das Gegenstände, Straßennamen, Musik und Filme erkennen kann, um dann gleich den passenden Amazonlink auf das Produkt anzuzeigen ist vor allem für eingefleischte Hardcoreuser von Amazon und Amazon selbst hilfreich.

Aber warum berichte ich nun hier davon? Ganz einfach: Das Fire Phone hat brandheiße Features eingebaut, die bisher nicht viele bis gar keine Hersteller bieten:

Ein System aus vier Infrarorotkameras rund um den Bildschirm verfolgt permanent die Kopf-Position des Nutzers und passt die Darstellung auf dem Display entsprechend an. Das soll eine nahezu dreidimensionale Optik ermöglichen. Infrarot-Sensoren folgen den Bewegungen auch in der Dunkelheit. An der Funktion sei vier Jahre entwickelt worden, sagte Bezos. Das System ist aber auch beim Lesen von ebooks hilfreich, weil es völlig selbständig umblättert. Doch dem nicht genug, lässt es sich ohne Fingertipp und Wischen bedienen. Stattdessen bewegen Sie wahlweise den Kopf oder neigen und kippen das Handy. Ein Umblättern beim Lesen soll wegfallen. Stattdessen läuft der Text – ähnlich einem Teleprompter – durch das Display. Auch das Verwenden der Daumen beim Spielen kann so ausbleiben.

Das Smartphone mit einem 4,7 Zoll großen Bildschirm und einer 13-Megapixel-Kamera kommt Ende Juli zunächst nur in den USA auf den Markt.

Im Wettbewerb mit etablierten Rivalen will Amazon mit einem Plus an Diensten hervorstechen. So bekommen die User uneingeschränkten Online-Speicherplatz für Fotos und kostenlosen Zugriff auf Amazons Video-Angebot und den kürzlich vorgestellten Musik-Streamingdienst.

Die neue Schlüsselfunktion heißt „Firefly“ und funktioniert wie eine Art Suchmaschine für die reale Welt. Wenn man damit Gegenstände fotografiert, wird man zum entsprechenden Produkt im Amazon-Angebot weitergeleitet. Die Funktion kann aber auch bis auf die einzelne Serienfolge erkennen, welche Sendung gerade im Fernsehen läuft und funktioniert auch für Musik, Text, Telefonnummern oder Kunstwerke. Das ganze wirkt wie eine visuelle Weiterentwicklung von Apples auditiven Siri-Dienst, der ja auch Vorschläge zu Restaurants in der Nähe sowie Wettervorhersagen etc. abgibt. Auch Google dürfte sich über die mobile Suchmaschinenkonkurrenz freuen.

Sowohl bei „Firefly“ als auch bei der Display-Technik gibt es Schnittstellen für App-Entwickler. Das soll die Integration in verschiedene Anwendungen ermöglichen – so wird es eine App geben, die Informationen über Weine nach einem Foto des Etiketts anzeigt.

Darüber hinaus sind Dual-Lautsprecher mit Dolby-Technik an Bord. Die Kopfhörer sind dank flachen Kabeln und magnetischen Stöpseln besonders verknotungsfrei. Die Akkukapazität beträgt 2.400 mAh. Der SIM-Kartenslot entspricht dem Nano-SIM-Standard, sie ist aber vorinstalliert.

Amazon wagt sich mit seinem Smartphone in einen heftig umkämpften Markt. Samsung ist der größte Anbieter mit rund einem Drittel der weltweit verkauften Geräte, Apples iPhone liegt bei etwa 15 Prozent. Damit wird nahezu die Hälfte des Marktes bereits von den beiden größten Anbietern besetzt, um den Rest ringt eine Vielzahl von Herstellern. Bei den Betriebssystemen ist die Lage noch klarer: Die Google-Plattform Android deckt bis zu 80 Prozent des Marktes ab.

Es bleibt abzuwarten, wie diese Funktionen beim Verbraucher ankommen erst recht weil dieses Mal nicht ein moderater Selbstkostenpreis für das Fire Phone festgelegt wurde (es kostet immerhin ohne Vertrag 649 US-Dollar, also umgerechnet rund 480 Euro)

Das Amazon Fire Phone wird zunächst exklusiv beim US-Netzbetreiber AT&T für 199 US-Dollar mit Vertrag angeboten. Amazon äußert sich nicht zu einem möglichen Start in Deutschland.

matze

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