Good morning Amerika, how are you? Ich stehe wieder mit dem Daumen im Wind und inhaliere den abenteuergetränkten Duft der großen weiten Welt tief durch die Nase.
Sharleen, die mich bei sich aufgenommen hatte, oder genauer gesagt, in dem Haus übernachten ließ, auf das sie in Abwesenheit der Besitzer aufpassen sollte, war schlank, klein und zierlich. Sie hatte halblange blonde Haare und viele Sommersprossen. Irgendetwas an ihr erinnerte mich an eine Katze. Sie konnte ausgezeichnet tanzen und das wusste sie auch. Wenn sie so geschmeidig tanzte, war jede Bewegung reine Verführung. Sie tanzte am liebsten vor vielen Leuten, die ihr dabei zusahen. Sie machte gerne Männer an, sehr zum Leidwesen ihres alten Freundes Randy. Randy gehörte die Kneipe, in der wir abends nach Feierabend oft noch herumhingen, um das eine oder andere Gläschen Bier zu trinken.
Die Kneipe lag nicht weit von „Robins Nest“ entfernt, war rustikal und sehr nüchtern eingerichtet und damit genau ein Abbild des vorherrschenden Charaktertyps der Menschen in dieser unwirtlichen Gegend. Es gab zwei Billiardtische, die dauernd besetzt waren und einen Fernsehbildschirm, auf dem Pornos ohne Ende liefen. Einer der unzähligen privaten TV-Kanäle wäre dafür verantwortlich sagte mir einer. Alle fanden diese Art von „Programmvielfalt“ sehr gut.
Wahrhaft kreativ und vielfältig ist der Mensch doch wenn er Stellungen finden soll, in denen man noch vögeln kann. Die wenigen anwesenden Frauen schienen sich auch nicht gerade daran zu stören. Hier hoch oben in den kalten Rocky Mountains weht eben ein anderer Wind. Ein bisschen härter sind die hier drauf. Vielleicht hängt das mit dem westlichen Pioniergeist zusammen, den ich langsam zu verstehen beginne.
Ausgerechnet mich hatte Sharleen noch nicht angemacht. Ich weiß nicht, ob ich mir das wünschen sollte. Wer weiß, was man sich da alles holen kann. Aber wenn sie so tanzte, dann machte sie mich schon an. Dieses geile Miststück. An diesem Abend forderte sie mich zum tanzen auf, aber ich wehrte mich vehement. Leider vergebens. Sie versuchte mir „Country“ beizubringen. Ich bin nicht gerade ein Tanzgenie, aber als „German“ habe ich immerhin eine gute Ausrede für mein tänzerisches Versagen. Irgendwie war sie auch wieder rührend, wie sie so um mein Seelenheil bemüht war.